Ein 100-jährliches Hochwasser bezeichnet ein Hochwasser, das statistisch gesehen einmal in 100 Jahren auftritt. In Bern entspricht das einer Aare-Durchflussmenge von mehr als 600 Kubikmetern pro Sekunde. 1999 und 2005 kam es innert sechs Jahren gleich zweimal zu einem hundertjährlichen Hochwasser. Auch das Hochwasser 2021 hat die Abflussmenge von 600 Kubikmetern pro Sekunde überschritten.
Bau eines Entlastungsstollens in Thun (2006–2012): Ein unterirdischer Entlastungsstollen wurde gebaut, um bei drohendem Hochwasser den Pegel des Thunersees gezielt zu senken. Dies reduziert die Wassermengen, die in die Aare fliessen, kann aber Zuflüsse weiter flussabwärts (z. B. Zulg, Rotache, Kiese) nicht beeinflussen.
Regelmässige Kiesentnahmen beim Schwellenmätteli: Da die Aare bei Hochwasser Kies transportiert, sammelt sich dieses im Bereich des Schwellenmättelis. Seit 1999 wird dort regelmässig Kies entfernt, um den Abfluss der Aare zu verbessern.
Anpassungen an der Wehranlage Schwellenmätteli: Nach dem Hochwasser von 2005 wurden zwei Schwellen-Elemente des Wehrs so umgebaut, dass sie bei Bedarf entfernt werden können. Dadurch kann Schwemmholz besser abfliessen, was die Gefahr von Verstopfungen und Wasserstau verringert.
Installation von Hochwasserschutzverschalungen in der Matte: Im Mattequartier wurde nach 2005 eine provisorische Holzverschalung entlang des Tychs montiert. Diese künstliche Ufererhöhung ist jedoch wartungsintensiv und nicht dauerhaft.
Anschaffung mobiler Hochwassersperren (Beaverschläuche): Mobile Wassersperren, die zunächst mit Luft und dann mit Wasser gefüllt werden, wurden beschafft. Sie bieten Schutz, sind jedoch arbeitsintensiv in der Installation.
Mobile Pumpen zur Grundwasserregulierung: Mobile Pumpen wurden angeschafft, mit denen der Grundwasserspiegel gesenkt und das Eindringen von Wasser in Keller verhindert werden kann.
Verbesserung der Hochwasserwarnsysteme: Einführung eines SMS-Diensts zur schnellen Warnung der Bevölkerung bei drohendem Hochwasser.
Das Projekt «Hochwasserschutz Aare Bern» zielt darauf ab, die aarenahen Quartiere in Bern langfristig vor Hochwasser zu schützen. Hierzu werden bauliche Massnahmen mit mobilen Schutzsystemen kombiniert.
Die Hochwasserereignisse von 1999 und 2005 haben Schäden in der Höhe von rund 90 Mio. Franken verursacht. Sie haben gezeigt, dass die bisherigen mobilen Schutzmassnahmen nicht ausreichen. Zudem muss aufgrund des Klimawandels mit häufigeren Hochwasserereignissen gerechnet werden. Dass das Hochwasser 2021 verhältnismässig glimpflich verlief, lag vor allem daran, dass der Aarepegel über mehrere Tage hinweg langsam angestiegen war – so blieb genügend Zeit, um die mobilen Schutzmassnahmen rechtzeitig zu errichten.
Die Quartiere Sandrain / Schönau, Unteres Kirchenfeld / Dalmazi, Marzili, Matte, Untere Altstadt und Altenberg sind am stärksten von möglichen Überschwemmungen betroffen. Besonders gefährdet ist das Mattequartier.
Nach dem Hochwasser im Jahr 2005 wurden verschiedene mobile Schutzmassnahmen eingeführt, darunter Beaverschläuche, mobile Pumpen und ein SMS-Warnsystem. Mobile Massnahmen allein sind jedoch nicht ausreichend, da deren Inbetriebnahme zeitaufwendig ist und sie bei plötzlich auftretenden Hochwassern nicht schnell genug installiert werden können. Daher sind bauliche Schutzmassnahmen notwendig.
Mehr Informationen zu den Hochwasserschutzmassnahmen finden Sie hier:
Im Bereich des Gaswerkarealareals oberhalb der Monbijoubrücke im Quartier Sandrain / Schönau kann der Hochwasserschutz mit landschaftlichen Elementen verbessert werden. Auf einer Länge von rund 200 Metern wird die Aare verbreitert und somit eine grosszügige Gestaltung des Uferbereichs ermöglicht. Die bestehende Böschung wird flacher gestaltet und das heute gerade verlaufende Ufer wird durch ein geschwungenes Ufer ersetzt. Zudem entstehen kleine Inseln, die Flachwasserzonen ermöglichen, was sich positiv auf die ufernahe Flora und Fauna auswirkt.
Weiter wird im Rahmen des Projekts das rechte Aareufer zwischen Schwellenmätteli und Bärenpark saniert. Die Uferverbauungen werden dabei mit Steingruppen, Wurzelstöcken und Baumstämmen ökologisch aufgewertet.
Damit bei Hochwasser kein Aarewasser in die Kanalisation gelangen kann, sind neben den Schutzmassnahmen an den Ufern auch verschiedene Anpassungen am Siedlungsentwässerungssystem nötig. So werden teilweise neue Schachtdeckel verbaut, Regenüberläufe angepasst oder neue Leitungen verlegt.
Die Gesamtkosten für das Hochwasserschutzprojekt belaufen sich auf 148,9 Mio. Franken. Davon werden 130,3 Mio. Franken aus dem allgemeinen Steuerhaushalt finanziert und 18,6 Mio. Franken über die Sonderrechnung Siedlungsentwässerung gedeckt. Die zusätzlichen Kosten für die Werkleitungsarbeiten von Energie Wasser Bern belaufen sich auf rund 20 Mio. Franken.
Die Finanzierung erfolgt durch:
Bund (35-45 Prozent)
Kanton Bern (25-35 Prozent). Der Grossratsbeschluss zur Kantonsbeteiligung ist aktuell noch ausstehend.
Stadt Bern (voraussichtlich 55-75 Millionen Franken)